Kultur & Religion

Sprache


Die offizielle Landessprache ist Nepali. Sie stammt vom altindischen Sanskrit ab, der sogenannten „Sprache der Götter“, in der alle wichtigen Hindu-Schriften verfasst wurden. Damit ist Nepali auch eng mit nordindischen Sprachen wie Hindi oder Bengali verwandt. Hindi und Nepali stehen sich etwa so nahe wie Deutsch und Holländisch.


Schrift


Beide Sprachen verwenden die gleiche Schrift: „Devanagari“. Da die Schriftzeichen aber auch in unsere lateinischen Buchstaben transformiert sind, ist Nepali auch für uns lesbar und so bei Interesse leichter erlernbar. Nepali ist weiters eine der östlichsten indogermanischen Sprachen – zu denen auch Deutsch gehört. Außer im Aufbau ist das in vielen Vokabeln erkennbar: z.B. muso = Maus, matr = Mutter, nam = Name, path = Pfad, vidhava = Witwe.


Dialekte


Neben Nepali gibt es in Nepal noch mindestens 21 andere Sprachen, die verschiedenen Sprachfamilien angehören, hauptsächlich der indo-germanischen und tibeto-burmesischen. Diese Sprachen untergliedern sich wiederum in zahlreiche Dialekte, so dass viele Nepalesen sich untereinander gar nicht verständigen könnten, gäbe es nicht das Nepali.


Treffpunkt der Religionen: Hinduismus & Buddhismus


Die Religion ist ein sehr wichtiger Bestandteil Nepals. Sie beeinflusst das tägliche Leben und ist Ursprung der traditionellen Kultur des Landes. Offiziell ist Nepal ein hinduistisches Land. Rund 80 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Hinduismus, etwa 10 Prozent zum Buddhismus und 4 Prozent zum Islam – der Rest setzt sich aus Jains, Christen, Animisten u.a. zusammen. Die genaue Zählung von Hindus und Buddhisten wird jedoch dadurch erschwert, dass sich viele Nepalesen als beides gleichzeitig verstehen – denn die beiden Religionen haben sich im Laufe der Zeit eng miteinander verwoben.


Hinduismus und Buddhismus koexistieren mit den noch lebendig gebliebenen Religionen der Bergbewohner aus uralter Zeit. Hinduistische und buddhistische Kultstätten stehen nebeneinander. Einige der Hauptheiligtümer werden gemeinsam zur Puja besucht. Die Puja (Sanskrit für „Ehrerweisung) gehört als – ein im besten Fall täglich praktiziertes – Ritual sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus zu den wichtigsten Bestandteilen des religiösen Alltags. Dabei wird in Nepal oft ein und dieselbe Götterfigur unter verschiedenen Namen von Anhängern beider Religionen verehrt.


Unabhängig von der Religionszugehörigkeit nimmt auch jeder an religiösen Festen und Umzügen teil und betet die jeweils populären Gottheiten an. Die Vermischung im Kathmandutal geht so weit, dass man den Glauben des Einzelnen oft nur daran erkennen kann, ob er einen hinduistischen oder buddhistischen Hauspriester beschäftigt. Auch die Heirat zwischen Buddhisten und Hindus der gleichen Kaste ist meist unproblematisch.


Verantwortlich für die besondere Beziehung zwischen den Religionen ist die wechselvolle politische Geschichte des Landes, die im 7. bis 8. Jahrhundert v. Chr. mit dem Volksstamm der Kiranti beginnt. Ihr Glauben umfasste eine Mischung aus hinduistischen und tantrischen Elementen. Zu ihrer Zeit kam der Buddhismus zum ersten Mal ins Land, und zwar in Gestalt von Siddharta Gautama, dem Begründer des Buddhismus und Prinzen des Königreichs von Kapilavast.


Nach seiner Erleuchtung reiste er als Prediger der „vier edlen Wahrheiten“ durch das Land. Nach seinem Tode um 480 v.Chr. verbreiteten Anhänger seine Botschaft weiter. Der Geburtsort Buddhas im südnepalesischen Lumbini ist heute ein wichtiges Pilgerziel für Buddhisten und Hindus gleichermaßen. Gegen 200 n. Chr. geriet der Buddhismus jedoch in Vergessenheit und wurde durch den Hinduismus ersetzt, der mit den Licchavis aus Nordindien einzog.


Die Einführung des Kastenwesens


Nach den Licchavis waren im 14. Jahrhundert die Könige der Malla-Dynastie die Thronfolger im Kathmandutal. Seit damals ist der Hinduismus die beherrschende Religion Nepals. Im Zuge einer starken Hinduisierung des Landes wurde in dieser Zeit auch eine Kastengesetzgebung erstellt, an die jeder gebunden war. Bis dahin galten Kastengesetze nur für die aus Indien eingewanderten Hindus. Damit wurde eine geschlossene Gesellschaft geschaffen, eine nepalesische Kultur, die sich deutlich von der der Nachbarländer abhob. Wie in Indien gibt es vier Hauptkasten: die Brahmanen (auf Nepali: „Bahun“), die Kshatriyas (auf Nepali: „Chetris“), die Vaishyas und die Sudras sowie viele Unterkasten.


Im nepalesischen Kastenwesen gibt es eine scharfe Trennlinie. Sie wird auch „Wasserlinie“ genannt. Über dieser Linie stehen die reinen Kasten, darunter die unreinen. Die reinen Kasten dürfen von den unreinen kein Wasser annehmen und keine gekochten Speisen (vor allem keinen gekochten Reis = bhat). Der Familienname verrät die Kastenzugehörigkeit – dies gilt aber nur lokal. Ein Inder kann die Kastenzugehörigkeit eines Nepalesen am Namen nicht erkennen. Auch Buddhisten sind in Nepal ins Kastensystem integriert.


Es gibt rein buddhistische oder hinduistische Kasten, aber auch solche, die religionsübergreifend sind. Die Newar besitzen ein intra-ethnisches Kastensystem. Hinduismus und Buddhismus sind in der newarischen Kastenordnung gleichwertig integriert, so dass in der Gesellschaftsordnung konfessionelle Gegensätze keine Rolle spielen.


Einen weiteren Grund für die interreligiöse Toleranz findet man in der Auseinandersetzung mit der komplexen hinduistischen Götterwelt: Es gibt nicht einen, sondern zahlreiche Götter, die wiederum in unterschiedlichen Gestalten (Avatas) auf die Welt kommen können. Die Wiedergeburt (Reinkarnation) ist ein zentrales Thema in beiden Religionen.


Einer der drei hinduistischen Hauptgötter ist Vishnu, der junge Gott des Erhaltens. Und seine bekannteste (neunte) Erscheinung ist Buddha – auch wenn dies im Buddhismus kaum eine Rolle spielt. Aber durch diese Auffassung schafften die Hindus es, fremde Einflüsse in ein bestehendes System zu integrieren. Der Buddhismus wird so als Teil des Hinduismus gesehen. Die Grenzen sind fließend.


Religion im Alltag


Die Aussage, Religion sei ein wichtiger Bestandteil des nepalesischen Lebens, ist untertrieben. Religion und Alltag sind untrennbar miteinander verbunden. Die Puja, das Gebet zu Ehren der Götter, ist Teil des Lebens. Es gibt die kleine Puja in den eigenen Wänden und die größere Puja bei den Tempeln. Früh morgens bilden sich schon lange Schlangen vor den beliebtesten Heiligtümern, bei denen meist fünf Gaben geopfert werden: Blumen, Weihrauch, Licht, Sindur (gefärbtes Pulver) und Lebensmittel, z.B. Reis. Zuerst umwandeln die Gläubigen die Wohnstätten des jeweiligen Gottes, dann überreichen sie die Gaben und empfangen den göttlichen Segen. Dazu nehmen sie etwas rote Farbe mit der Fingerkuppe vom Kultobjekt und tupfen sie sich als Punkt, als Tika, auf die Stirn.


Die großen Tempel, von den Malla-Fürsten mit vielen Stufen und drei- bis fünffachen Pagodendächern errichtet, gehen bei der täglichen Puja leer aus. Die magische Kraft der Segnung uralter Heiligkeit strahlen vielmehr die kleinen Tempelchen aus. Oft ist das Heiligtum nur ein Stein, in dem sich die Gottheit manifestiert. Denn nach nepalesischer Weltsicht sind die Götter kein allmächtiges philosophisches Neutrum der Macht. Sie leben vielmehr als wirkende Kraft mitten unter den Sterblichen. Und wie andere Wesen haben sie auch Launen, können zornig oder gnädig gestimmt sein.


Man kann mit ihnen reden und sie überreden, einem zu helfen. Dabei können kleine Geschenke – Opfergaben – natürlich nicht schaden. Es sind zunächst gar nicht so sehr die großen Götter, die damit beschäftigt sind, die Welt und die Menschen zu regieren. Es sind die kleinen göttlichen Begleiter, die dem Gläubigen in den Höhen und Tiefen seines alltäglichen Lebens zur Seite stehen. Ziemlich unwichtig ist dabei der Glaube, ob sich einer zum Hinduismus oder zum Buddhismus bekennt. Dieser alltägliche Verkehr mit den Göttern ist konfessionslos.


Ganz besonders beliebt ist der Gott Ganesha, mit dem Elefantenrüssel und dem dicken Bauch ein Freund der Süßigkeiten. Er lächelt stets wohlwollend und wird häufig in dem Glauben angerufen, Hindernisse jedweder Art beseitigen zu können. Es sind aber vor allem die acht Mütter, die Asthamatrikas, die die Menschen Nepals behüten. Sie geben ihnen liebevolle, weibliche Fürsorge, sind aber auch eng mit dem Sterben und der Wiedergeburt verbunden. Der männliche Begleiter, der schrecklich anzusehende Bhairava, übernimmt mit Waffen den Schutz gegen das Böse und gegen Dämonen. Bhairava ist der zerstörerische Teil Shivas. Der Gott des Rausches und des Wahnsinns und der Schutzgott Nepals. Die meisten Tempel sind ihm und den Matrikas gemeinsam gewidmet. Oft handelt es sich dabei auch nur um eine einfache Grube ohne Dach, eine schlichte quadratische Cella (Tempelraum) oder aber eine Pagode mit zwei oder drei Dächern.


Hinduismus


Der Hinduismus ist mit knapp einer Milliarde Anhängern die drittgrößte Religion der Welt. Sie hat keinen Gründer und keine klare geschichtliche Entstehung. Man geht aber davon aus, dass sie vor über 4000 Jahren aus verschiedenen Glaubensrichtungen und Sekten hervorgegangen ist. Die Religion ist in Jahrtausenden gewachsen. Der Begriff „Hinduismus“ wird für eine Vielzahl von religiösen Gruppierungen verwendet, die manchmal mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Wort Hindu kommt aus dem altindischen Wort für den Fluss Indus, der in Pakistan liegt, und bezeichnet sowohl den Fluss, das Land als auch die Menschen, die dort leben.


Die religiöse Literatur des Hinduismus gleicht einer Bibliothek unterschiedlicher Schriften aus unterschiedlichen Zeiten. Man unterscheidet die „Veden“ und „Upanischaden“ als Hauptschriften, sowie spätere Schriften, Auslegungen, Epen und Legenden, allesamt Schriften, die sich auf die bereits bestehende Tradition berufen. Unterschiedliche religiöse Gruppen berufen sich auch noch auf weitere Schriften.


Religiöse Grundsätze des Hinduismus


Der Hinduismus geht davon aus, dass alle Seelen eine nahezu unendliche Zahl an Wiedergeburten durchlaufen. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Der Mensch, ebenso jedes Tier, wird geboren, wächst auf, stirbt und wird wieder geboren. Der Kreislauf, samsara (Sanskrit: „Wanderung“) ist normalerweise unendlich. Ziel des menschlichen Lebens im Hinduismus ist die Überwindung, das Durchbrechen des ewigen Kreislaufs der Wiedergeburt und somit die spirituelle Befreiung (moksha). Entscheidend ist unser Karma („Handeln“).


Es bestimmt unser Schicksal, unseren Weg durch eine schier endlose Reihe von Wiedergeburten. Jede gute und schlechte Tat trägt demnach Früchte. Die gesamten Früchte dieser und der vergangenen Existenzen bestimmen die nachfolgende. Deshalb wird als selbstverständlich angenommen, dass ein armer Mensch seine Situation durch ein schlechtes vorhergehendes Leben selbst verschuldet hat.


Drei grundlegende Praktiken liegen dem Hinduismus zugrunde: puja oder Gottesdienst, die Einäscherung der Toten sowie die Regeln und Vorschriften des Kastensystems. Der Hinduismus ist keine missionarische Religion, da man nicht zu ihr übertreten kann: Als Hindu kann man nur geboren werden.


Hindu-Götter


Der Hinduismus hat ein riesiges Pantheon an Göttern. Geschätzte 300.000 soll es geben. Diesen begegnen Sie in Nepal am häufigsten:


Brahma: Der Schöpfer der Welt und kreative Geist. Ursprünglich hatte er fünf Köpfe, doch Shivas drittes Auge verbrannte einen. Obwohl Brahma gemeinsam mit Vishnu und Shiva die hinduistische Dreifaltigkeit darstellt, gibt es nur wenige Brahma-Tempel. Dieser Gott ist vielen zu abstrakt.


Saraswati: Sie ist die Gemahlin Brahmas und wird als Göttin des Lernens bzw. der Ausbildung verehrt.


Vishnu oder Narayan: Der Erhalter des Lebens und des Universums, ist häufig lächelnd mit einer Lotusblüte dargestellt und strahlt Gnade und Güte aus. Die meisten Tempel sind diesem Gottkönig gewidmet. Er wird meist mit einem Adler dargestellt. Oft sieht man vor seinem Tempel einen knieenden und betenden Garuda (halb Mensch, halb Tier).


Lakshmi: Sie ist die Gemahlin Vishnus und die Göttin des Reichtums.


Shiva: Er ist der furchtbarste Hindugott. Er zerstört alles – das Gute wie das Böse –, damit Neues entstehen kann. Er lebt auf dem heiligen Berg Kailash und ist der große Asket und die erotische Kraft des Universums. In den Tempeln wird er oft als Nataraj, als kosmischer Tänzer, oder als Lingum (Phallussymbol) dargestellt. Der flammende Blick seines dritten Auges erkennt die Wahrheit. Sein Reittier ist der Stier. Seine furchterregende Form heißt Bhairava.


Parvati: Sie ist die Gemahlin Shivas und die Göttin der Macht. Die Gläubigen nennen sie auch Kali.


Ganesha: Er ist der elefantenköpfige Sohn von Shiva und Parvati. Er wird als Gott des Glücks angebetet und soll Hindernisse beseitigen. Er wird auch als Gott des Anfangs verehrt. Im Süden heißt der Schutzpatron der Künste und Wissenschaften auch Ganpati. Er reitet meist auf einer Ratte.


Rama: Der König von Ayodhya und die siebte Inkarnation von Vishnu ist der Held des Epos Ramayana. Er besiegt den bösen Dämon Ravana, der seine tugendhafte Frau Sita geraubt hat. Später allerdings verbannt er Sita in den Wald. Seine Untertanen hatten ihre Unschuld angezweifelt.


Krishna: Die achte Inkarnation von Vishnu stiehlt als Kind die Butter aus den Töpfen und verführt als flötenspielender Hirte mit Mandelaugen und blauer Haut die Gopinis, die Schäfermädchen. Er spielt eine Hauptrolle in dem zweiten großen Epos Indiens, der „Mahabharata“. Dort hilft er der Dynastie der Pandavas als Wagenlenker im Kampf gegen die heimtückischen Kauravas.


Buddhismus


Genau genommen ist der Buddhismus keine Religion, da er nicht – wie andere Religionen – auf einen Gott ausgerichtet ist. Vielmehr ist er eine philosophische Lehre und ein Kodex für Moral, der die Auflösung des Egos zum Ziel hat. Entstanden ist der Buddhismus um 500 v. Chr., als Prinz Siddharta Gautama (Buddha) in der Erkenntnis der „Vier edlen Wahrheiten“ unter dem Baum der Erleuchtung das erlösende Wissen erlangte, das aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreit – und zwar:



  1. Die edle Wahrheit vom Leiden,
  2. Die edle Wahrheit vom Ursprung des Leidens,
  3. Die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens,
  4. Die edle Wahrheit von dem Weg zur Aufhebung des Leidens – durch den edlen achtfachen Pfad (rechte Erkenntnis, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechte Lebensführung, rechtes Streben, rechte Achtsamkeit und rechte Versenkung bzw. Meditation)


Die Wahrheiten sind das Herzstück der Lehre Buddhas und sie blieben das Herzstück des Buddhismus auch in anderen Ländern, in die der Buddhismus dringen konnte. Der Buddhismus entwickelte sich weiter bis zum Mahayana-Buddhismus („Großes Fahrzeug“), der in Nepal am weitesten verbreitet ist. Die Mahayana-Buddhisten erwarten ebenso wie die Hindus die Inkarnation Vishnus, den Buddha der Zukunft, den Maitreyabuddha. Diese Richtung des Buddhismus stellt sich eine Art Ur-Buddha vor, aus dem fünf Dhyani Buddhas entstammen.


Sie werden als fünf Elemente dargestellt, die auch als Hauptformen der Energie betrachtet werden: Luft (grün), Wasser (blau), Erde (gelb), Feuer (rot), Äther (weiß). Zu jedem dieser fünf Buddhas gehört eine Familie. Sie besteht aus dem Buddha selbst, der Buddhashakti (weibliche Form des Buddhas) und den Bodhisattvas (Söhne von Buddha). Sie werden durch eine Miniaturfigur ihres Buddhas im Kopfschmuck erkannt. Ein Bodhisattva ist ein Erleuchteter, der nach der Verwirklichung der Tugenden die Erleuchtung erlangt. Durch sein großes Mitleid mit den Menschen verzichtet er darauf, ins vollkommene Nirwana überzugehen. Er existiert so lange im Kreislauf, bis alle Lebewesen ihre Erlösung gefunden haben. Im Gegensatz zum Hinayana-Budhhismus geht es nicht um die Erlösung Einzelner, sondern vieler.


Die unterschiedlichen Traditionen und Schulen, die sich im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss verschiedener Kulturen herausgebildet haben, ergänzen und respektieren sich gegenseitig. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Buddhismus auch im Westen Anhänger gefunden. Weil er Antworten auf ein breites Spektrum von Fragen bereithält. Er erklärt, wie der Geist transformiert werden kann, wie der Lebensstil und die Einstellung des Menschen zu seinen Problemen, zu anderen Menschen, zur Natur, zu sich selbst und auch zum Leid sich wandeln kann, so dass selbst unter schwierigen Umständen der Geist ruhig bleibt und nicht außer Kontrolle gerät.


Tibetischer Buddhismus


Die Tibeter prägten mit ihrem Lamaismus den Buddhismus in Nepal. In den Regionen Khumbu, Helambu, Mustang oder Dolpo trifft man auf einen stark tibetisch geprägten Buddhismus. Er findet in Manimauern, Klöstern, Chörten und Gebetsfahnen seinen Ausdruck. Spirituelles Oberhaupt ist der Dalai Lama, der seit seiner Flucht aus Tibet im indischen Exil lebt. Er leitet auch eine der vier Schulen des tibetischen Buddhismus (Gelugpa-Schule), die ab dem 11. Jahrhundert entstanden sind und den tibetischen Buddhismus entscheidend geprägt haben.


Folgende Schulen gibt es: Nyingmapa, Kagyüpa, Sakya und Gelugpa. Die ersten drei Schulen nennt man auch die „alten Schulen“, die Gelugpa-Schule hingegen wird als „reformierte Schule“ bezeichnet. Während die „alten Schulen“ durch Indien oder in Indien ausgebildete Tibeter gegründet wurden, ist die erst im 14. Jahrhundert gegründete Gelugpa-Schule rein tibetischen Ursprungs. Die „alten Schulen“ werden allgemein auch als Rotmützen-Schulen bezeichnet, während die mächtige, reformierte Gelugpa-Schule aufgrund ihrer gelben Kopfbedeckung als Gelbmützen-Schule in die Geschichte eingegangen ist.

„Wäre in Nepal nichts erhalten, außer dem Königsplatz von Bhaktapur, es wäre immer noch eine Reise um den halben Erdball wert, um ihn zu sehen.“

Edward Alexander Powell