Fläche: 147.181 km²,
Ost-West-Ausdehnung: 885 km,
Nord-Süd-Ausdehnung: 145–241 km
Hauptstadt: Kathmandu (1,2 Mio.)
Bevölkerung: 29 Mio.
Ethnien: Chhetri, Brahman, Magar, Tharu, Tamang, Newar, Rai Limbu, Sherpa, Dalit und zahlreiche andere ethnische Gruppen
Staatsform: Demokratische Bundesrepublik Nepal (Federal Democratic Republic of Nepal). Während der ersten Sitzung der am 10. April 2008 gewählten verfassungsgebenden Versammlung wurde Nepal am 28. Mai 2008 zur Republik erklärt.
Regierungsform: Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt: seit 23. Juli 2008 Präsident Dr. Ram Baran Yadav (NC)
Parlament: Seit 15. Januar 2007 Interimsparlament, am 10. April 2008 gewählte verfassungsgebende Versammlung, die auch als Parlament fungiert.
Analphabetenrate: Männer 40 %, Frauen 76 %
Lebenserwartung: 61 Jahre
Medizinische Versorgung: 0,05 Ärzte auf 1000 Einwohner
Religion: Hindus 80 %, Buddhisten 15 %, Muslime 3 %, Christen 2 %
Grenzen: Autonome Region Tibet (China) im Norden, Indien im Westen, Süden und Osten
Höhenausdehnung: Höchster Punkt: Mount Everest (8848 m, auf Nepali: Sagarmatha; auf Tibetisch: Chomolungma), tiefster Punkt: Kanchan Kalan (70 m)
Nationalsprache: Nepali, daneben gibt es noch über 60 weitere Sprachen
Währung: Nepalesische Rupie, 1 EUR = ca. 100 Rupien (1 Rupie = 100 Paisa)
Jährliches Pro-Kopf-Einkommen: rd. 290 EUR
Vorwahl: + 977
Zeitzone: Winterzeit – MEZ + 4,75 Stunden, Sommerzeit – MEZ + 3,45 Stunden
Geographisch lässt sich Nepal in drei Regionen gliedern, an die neben klimatischen auch sozioökonomische, kulturelle und ethnische Unterscheidungen gebunden sind:
- Die Hochgebirgsregion mit 13 Prozent der Landfläche, die Höhenlagen zwischen 4877 und 8848 Meter umfasst.
- Die Mittelgebirgsregionen (600 bis 2000 Meter), die etwa 67 Prozent der Landesfläche einnimmt und vom Mahabharat- und Tschuria-Gebirge beherrscht wird.
- Das Terai mit Höhen von 70 bis 150 Metern, das den nepalesischen Teil der Gangestiefebene bildet. Obwohl es nur 20 Prozent der Landfläche beherrscht, ist es Heimat für knapp die Hälfte der Bevölkerung. Fruchtbare Böden und ganzjährig frostfreies Klima machen das Terai zur landwirtschaftlich wertvollsten Region.
Wer eine Reise nach Nepal plant, sollte das Klima nicht außer Acht lassen – vor allem, wenn man eine Trekkingtour plant, ist das Wetter von großer Bedeutung. Entscheidend ist der Monsun. Nepalesen nennen ihn „Ritu Hawa“, die „Jahreszeit der Winde“. Zwischen Juni und September treibt er die Wolken vor den Südabhang des Gebirges, wo sie sich – häufig nur nachmittags und nachts – abregnen. In dieser Zeit ist Trekking allein schon wegen der Heerscharen von Blutegeln nicht zu empfehlen. Außerdem sind die Berge dann meist in Wolken gehüllt und Trekkingrouten verwandeln sich in Schlammbahnen.
Kulturtrips in den Städten sind jedoch gut möglich. Im Kathmandutal fallen die Regenfälle auch nicht so stark aus und man kann durchaus einige Tage erleben, an denen die Sonne scheint und es keinen Regen gibt. In den höher gelegenen Gebieten Nepals wird das schwüle und heiße Monsunklima etwas gemildert. Hierdurch bleiben die Temperaturen das ganze Jahr über recht angenehm.
Außerhalb der Monsunzeit ist es trocken. Das Ende des Monsuns leitet gleich in die schönste Jahreszeit über, eine Art kurzen Herbst, der etwa von Mitte Oktober bis Mitte November dauert. Auf Nepali heißt diese Zeit „Sharad Ritu“, die „Kühle Jahreszeit“. Das Wetter ist mild, die Luft rein, die Sicht wunderbar und überall blüht und gedeiht es. Die Natur präsentiert sich von ihrer besten Seite.
Die Wintermonate im Hochgebirge eignen sich wegen klirrender Kälte und fehlender Heizungen nur für Hartgesottene. Auch in Kathmandu sind die Nächte dann sehr kalt. Den einzigen registrierten Schneefall gab es in der Hauptstadt jedoch 1945.
Die Temperaturen innerhalb Nepals variieren generell stark und hängen von der Höhenlage der Region ab. Das Ende der kalten Jahreszeit wird durch das hinduistische Frühlingsfest Holi markiert, nach dem es tatsächlich oft schlagartig heiß wird.
Bei Wahl der Reisezeit sind sowohl der Sommermonsun als auch die Höhenlagen des Urlaubsziels zu beachten!
Durchschnittswerte (Ø Max. °C/ Ø Min. °C) im Überblick, Kathmandu:
Frühling: März – Mai 27 Grad / 15 Grad
Sommer: Juni – August 30 Grad / 24 Grad,
Herbst: Sept. – Nov. 27 Grad / 15 Grad
Winter: Dez. – Feb. 18 Grad / 0 Grad
Seit 2008 ist Nepal, nach 240-jähriger Monarchie, eine Republik mit demokratischem Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist Präsident Rahm Baran Yadav. Die Entwicklung zur Demokratie erfüllt die Menschen mit Hoffnung auf weniger Korruption und ein rasches Wirtschaftswachstum. Neue politische Spielräume ermuntern auch Minderheiten, ihre sozialen und kulturellen Rechte einzufordern.
Das Parlament der jungen Republik setzt sich momentan aus der verfassungsgebenden Versammlung zusammen, die auch den staatlichen Übergang zur Republik proklamiert hatte. Die Bildung der verfassungsgebenden Versammlung war Teil einer Friedensvereinbarung zwischen den maoistischen Rebellen und der Regierung, die im November 2006 das Ende eines zehnjährigen Bürgerkriegs eingeleitet hatte. Bei den Kämpfen waren mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Die Versammlung wird als Meilenstein auf dem Weg zu einer politischen Neuordnung des Landes gesehen. Noch in diesem Jahr (2010) soll sie eine neue Verfassung ausarbeiten. Bis 2006 war Nepal das einzige Land der Welt, in dessen Verfassung der Hinduismus als Staatsreligion verankert war. Mit der schwindenden Macht der Monarchie, die traditionell eng mit dem Hinduismus verknüpft war, wurde 2006 die Konstitution geändert und Nepal zu einem säkularen Staat erklärt.
Wichtige Parteien sind heute die bürgerlich-liberale Nepalesische Kongresspartei (NCP), die maoistische Kommunistische Partei (CPN-M), die Kommunistische Partei Nepals – Vereinigte Marxisten-Leninisten (CPN-UML) sowie die konservative Rashtriya Prajatantra Party (RPP). Insbesondere die fortdauernde Integration der maoistischen Bewegung, die ab Mitte der 1990er Jahre massive Aufstände gegen das bestehende Regierungssystem initiierte, stellt eine große Herausforderung dar. Größter Streitpunkt war die Forderung der Maoisten, die etwa 23.000 Soldaten ihrer Guerilla-Armee in die regulären Streitkräfte zu integrieren, was sowohl von der Armeeführung als auch der Kongresspartei strikt abgelehnt wurde. Verwaltet wird Nepal über die Einteilung in fünf Entwicklungszonen und 75 Distrikte.
Chronik:
- Am 12. Mai 1991 fanden die ersten demokratischen Wahlen in Nepal statt. Der Begriff „Hindu-Königreich“ wurde jedoch beibehalten.
- Kronprinz Dipendra erschoss am 1. Juni 2001 seinen Vater, seine Mutter und anschließend sich selbst. Der Bruder des Königs, Gyanendra wurde zum König gekrönt.
- Am 24. Dezember 2007 einigte sich die Regierungskoalition aus einem Bündnis zentralistischer und linksliberaler Parteien und Maoisten auf die Abschaffung der Monarchie.
- Am 28. Dezember 2007 hat das Parlament für die Abschaffung der Monarchie und den Übergang in eine Republik abgestimmt.
- Am 28. Mai 2008 wurde die Republik ausgerufen. Ram Baran Yadav wurde am 21. Juli 2008 zum ersten Präsidenten der Demokratischen Republik Nepal gewählt.
- 2010: Die verfassungsgebenden Versammlung soll eine Verfassung ausarbeiten.
Mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 290 Euro pro Kopf ist Nepal nach Afghanistan das zweitärmste Land Asiens und eines der zehn ärmsten Länder der Welt. Die Zugänge zur internationalen Schifffahrt sind weit entfernt, der Luftverkehr durch die Berge stark behindert. Der jahrelange Krieg hat die ohnehin schwache Wirtschaft weiters schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das beste Kapital des Landes sind die Hände der vielen Millionen Menschen, die eine Arbeit suchen, um das tägliche Brot ihrer Familie verdienen zu können. Viele suchen im Ausland ihr Glück.
Landwirtschaft
Die meisten leben aber von der Landwirtschaft, die unter den schwierigen geographischen Bedingungen häufig reine Handarbeit ist. Trotz der hohen Beschäftigung der Bevölkerung in der Landwirtschaft beträgt ihr Anteil am Bruttosozialprodukt lediglich 41 Prozent, da in dieser Branche nicht sehr viel verdient wird. Angebaut werden zum Beispiel Reis, Kartoffeln, Mais und andere Getreidesorten. 80 Prozent der Exportgüter Nepals sind landwirtschaftliche Produkte. Die für die Landwirtschaft nützliche Fläche schwindet jedoch Jahr für Jahr. Bodenerosion ist eines der großen Probleme Nepals. Riesige Ströme, die dem Himalaya-Gebirge entspringen, reißen jährlich Unmengen an Erde in die indische Gangestiefebene hinunter.
Der Kahlschlag der Wälder zur Brennholzgewinnung für die Einheimischen wie auch für die immer größer werdenden Scharen an Trekking-Touristen sowie die Abholzung für den Export erzeugen große Flächen an kahlem Land. Für die permanent wachsende Bevölkerung werden darüber hinaus neue Anbauflächen für die Landwirtschaft benötigt. Als Folge schwemmen die heftigen Monsunregen den schwachen Untergrund in die reißenden Flüsse und Ströme. Dennoch ist die Produktion noch nicht gefährdet, da es im Terai noch große ungenutzte oder nicht ausgenutzte Flächen gibt. Dort, nahe der indischen Grenze, ist auch die kaum entwickelte Industrie Nepals angesiedelt. Das größte Entwicklungspotenzial des Landes ist die bisher weitgehend ungenutzte Wasserkraft.
Tourismus
Beste Einkommensquelle und wichtigster Devisenbringer ist der florierende Tourismus – vor allem Trekkingtouren im Himalaya sind sehr gefragt. Mit 50 Millionen Euro bringt der Tourismus etwa 30 Prozent der Gesamtdevisen. Die meisten Reisenden kommen aus dem benachbarten Indien, das keiner Visumpflicht unterliegt. Asiatische Besucher werden vor allem durch die heiligen Stätten des Hinduismus und Buddhismus angezogen. Westliche Besucher haben andere Beweggründe. Glaube und Grenzerfahrung. Majestätische Berge und tibetischer Buddhismus. So lauten die Verheißungen, die Nepal und dem Himalaya bei uns so große Anziehungskraft verleihen. Bei aller Exotik, Mystik und Verklärung sei es Reisenden jedoch an Herz gelegt, die Armut des Landes nicht zu vergessen und die oft rückständigen Lebensbedingungen – vor allem in den Bergen – nicht nur als Teil der romantischen Reise-Kulisse zu betrachten.
Pflanzen
Aufgrund seiner geographischen Lage und seiner unterschiedlichen Klimazonen besitzt Nepal eine artenreiche Flora und Fauna. Das tropische Terai im Süden des Landes ist geprägt durch Salbäume, aus dessen Holz die wunderschönen Türen und Fenster geschnitzt sind, die im gesamten Kathmandu-Tal zu sehen sind.
Auch der Banya-Baum mit seinen hängenden Wurzeln und der Pipal-Baum (Bodhibaum, ficus religiosa), unter dem Buddha seine Erleuchtung gefunden haben soll, haben hier ihr Zuhause. Dazu kommen Elefantengras, Bambus, Orchideen-Bäume, Dillenien, Mimosen, Katechu-Akazien, Wollbaum und diverse Kräuterarten. Außer verschiedenen Bananenarten gibt es an Früchten noch Mangos, Orangen, Grapefruit und Zitronen.
Im zentralen Bergland bestimmen Rhododendren und Magnolien das Landschaftsbild. Sie blühen von dunkelrot über zartrot, pink bis hin zu weiß. Auch Orchideen gibt es immer wieder zu bewundern. Weiters finden sich hier Eichen- und Kastanienbäume sowie aus Australien importierte Eukalyptusbäume. Außerdem blühen im Kathmandutal auch viele der bei uns bekannten Blumen: Begonien, Dahlien, Gardenien, Geranien, Jasmin, Hibiskus u.v.m. Bis an die Baumgrenze von 4000 bis 5000 Meter finden sich noch Rhododendron-Bäume, Birken- und Nadelwälder. Es gibt viele alpine Pflanzen – sogar Edelweiß soll in der Langtang-Region vorkommen.
Tiere
Im Himalaya-Gebirge fühlen sich Braunbären, Wildkatzen wie z.B. Füchse, verschiedene Reh- und Hirscharten oder Affenarten heimisch. Eine Begegnung mit einem Yak ist in Höhen über 3000 Metern unausweichlich. Die haarigen Nutztiere werden zum Lastentransport und zur Feldarbeit eingesetzt. In den südlichen Nationalparks, wie z.B. dem Chitwan-Nationalpark, leben Tiger, Nashörner, Elefanten, verschiedene Affenarten und Krokodile neben einer großen Vogel- und Schmetterlingspopulation.
Die älteste Geschichte Nepals ist – wie so vieles in Nepal – eng mit unzähligen Legenden verbunden. Sie erzählen von Göttern, Heiligen und wundersamen Ereignissen und tragen auch wesentlich zum Reiz des Landes bei.
Vorgeschichte
Auch der Ursprung des Kathmandutals geht auf eine Legende zurück. Demnach war das Tal, in dem die heutige Hauptstadt Kathmandu liegt, einst ein großer Gebirgssee, in dessen Mitte eine blau leuchtende Lotusblume wuchs, auf der sich der Ur-Buddha, der sogenannte Adi-Buddha, als Swayambhu – „der durch sich selbst Seiende“ – offenbarte. Um diesem zu huldigen, pilgerte der Bodhisattva Manjusri aus China hierher. Um nachkommenden Pilgern den Zugang zu erleichtern, schlug er mit seinem Schwert eine Schneise in die südliche Bergkette des Tals. Er schuf so einen natürlichen Abfluss. Dann entdeckte er, dass der Swayambhu sich auf einem Hügel befand. Er pilgerte dorthin und errichtete mit seinen Getreuen einen Stupa, der dem Höchsten Buddha (Adi Buddha) geweiht wurde: der Swayambhunath-Stupa. Er gilt heute als eine der ältesten buddhistischen Tempelanlagen der Welt.
Newar
Die Geschichte umschreibt die geologisch-hydrologische Situation Nepals. An der Stelle des Kathmandu-Tals gab es nämlich tatsächlich einen See. Er verschwand durch ein Erdbeben. Danach wanderten zahlreiche Menschen aus umliegenden Gebieten ein und vereinigten sich zum Mischvolk der sogenannten Newar. Sie gelten als die ursprünglichen Bewohner des Tals und gaben dem Land seinen Namen. Die Newars sind eine Gemeinschaft mit indo-arischer und auch tibeto-burmesischer Herkunft, die – auch bedingt durch die Einführung des Kastenwesens aus Indien – eine eigenständige Kultur und Sprache (Newari) entwickelte. Sie fielen durch ihre Kunstfertigkeit und als kluge Händler auf. Nepal unterhielt damals bereits profitablen Handel mit seinen mächtigen Nachbarn im Süden und Norden und fungierte dabei als Vermittler zwischen zwei Großmächten. Nach und nach entstand auf diese Weise eine eigene, unverwechselbare Kultur. Immer noch genießen die Newars hohes Ansehen in der nepalesischen Gesellschaft.
Buddha
Nach der Vorgeschichte, den Legenden und der frühen Geschichte des Landes beginnt eine dokumentierte Geschichtsschreibung Nepals im 4. Jahrhundert n. Chr. Seit damals wurde Nepal von aus Indien stammenden hinduistischen Dynastien beherrscht. Anfangs beschränkte sich das Königreich Nepal auf Kathmandu. Später entwickelten sich auch Siedlungen im Flachland Südnepals, dem heutigen Terai – mit Lumbini, dem Ort, an dem Prinz Siddharta Gautama 543 v. Chr. geboren wurde. Er, der Sohn des Königs Suddhodhana von Lumbini, ging später als erleuchteter Buddha in die Geschichte ein.
Monarchie
Nach 1200 setzte sich die Malla-Dynastie durch. 1482 wurde das Malla-Reich in die Königreiche Kathmandu, Bhatkapur, Patan und Banepa unterteilt. 1768 eroberten die Gurkha-Armeen Kathmandu und errichteten einen Zentralstaat. Prithvi Narayan Sha war der uneingeschränkte Herrscher über das gesamte Tal. Er machte Kathmandu zu seiner Hauptstadt und begründete die Sha-Dynastie, die bis heute fortbesteht. 1845 übernahm die Sippe Jung Bahadurs, die sich ab sofort Rana (= „Herrscher“, „König“) nannte, die Macht. Mit dem Kot („Festungs“)-Massaker war es ihr gelungen, nahezu alle Gegner auszuschalten. Die Rana-Dynastie regierte 1846–1951 diktatorisch mit erblichem Premierministeramt. Der König hatte nur noch repräsentative Aufgaben.
Nepal seit den 1950er Jahren
Während der gesamten Rana-Ära war Nepal für die meisten Besucher geschlossen. Nur einige konnten unter scharfen Beschränkungen das Land bereisen. Im Jahre 1950 wurde das Regime durch König Tribhuvan mit der Unterstützung Indiens zum Fall gebracht. Nepal öffnete sich der Außenwelt. Nach dem Tod König Tribhuvans im März 1955 bestieg sein Sohn Mahendra den Thron. Im Dezember 1960 wurde eine neue Verfassung in Kraft gesetzt: das parteilose System der Panchayat-Demokratie.
Nach blutigen Unruhen kehrte Nepal mit der Verfassung von 1990 schließlich zur konstitutionellen Monarchie zurück. König Birendra beauftragte den angesehenen Oppositionspolitiker Ganesh Man Singh mit der Bildung einer Übergangsregierung, die Wahlen vorbereiten sollte. Aus den ersten Wahlen in einem demokratischen Mehrparteiensystem ging nach einem hitzigen Wahlkampf der Nepali Congress (NC) als Sieger hervor und stellte den Premierminister Girija Prasad Koirala. Mehr als einen Achtungssieg verbuchten auch die Kommunisten. Kommunistische Parolen, die woanders längst zum Alteisen gehören, haben in einem Land, in dem viele Bewohner rein gar nichts zu verlieren haben, durchaus noch Zugkraft!
1996 bildete sich die maoistische Guerillaorganisation Jana Yudha („Volkskrieg“) und begann in den schwer zugänglichen Tälern des Himalayas ihren Kampf gegen die Monarchie und die Regierung in Kathmandu. Ihr Ziel war es, soziale Gerechtigkeit zu schaffen und der Korruption und Polizeiwillkür ein Ende zu bereiten. Währenddessen machten auch andauernde Regierungswechsel dem Land wirtschaftlich schwer zu schaffen. Die Bevölkerung verlor jegliches Vertrauen in die Regierenden, denen sie nachsagt, sich nur selbst bereichern zu wollen.
2001 fielen der seit 1972 regierende König Birendra und weitere neun Familienmitglieder der Königsfamilie einem Mordanschlag zum Opfer. Nach einer ausführlichen Untersuchung soll Kronprinz Dipendra das Massaker verübt haben, weil das Königspaar sich weigerte der Hochzeit mit seiner Geliebten Devyani einzuwilligen. Gyanendra, ein Bruder Birendras, wurde zum neuen König gekrönt. Weite Teile des Volkes sahen in dem königlichen Massaker ein von Gyanendra inszeniertes Komplott. Er wurde zu einem größtenteils ungeliebten, teils sogar verhassten Monarchen. Viele Fragen blieben offen und die Auseinandersetzungen mit maoistischen Rebellen setzten sich fort.
Machtwechsel
2002 löste der König auf Antrag der Regierung das Parlament auf, 2005 setzte er das Kabinett ab, riss die Macht ganz an sich und verhängte den Ausnahmezustand. Während des zehnjährigen Bürgerkriegs wurden mehr als 13.000 Menschen getötet. Nach mehrwöchigen Protesten und Streiks musste der König 2006 der Wiedereinsetzung des Parlaments zustimmen. Girija Prasad Koirala wurde wieder zum Premierminister berufen. Im selben Jahr wurde durch Vermittlung der UNO ein Friedensabkommen zwischen Premierminister Koirala und Rebellenchef Prachanda geschlossen. Alle Truppen mussten sich zurückziehen. Die Maoisten, die sich am demokratischen Transformationsprozess beteiligten, wurden unter Kontrolle der Vereinten Nationen entwaffnet.
2007 trat eine Übergangsverfassung in Kraft, ein Übergangsparlament übernahm die Legislativgewalt. Die Funktion des Staatsoberhauptes ging auf Regierungschef Koirala über. Damit war der König endgültig entmachtet. Die Zahl der Touristen stieg nach dem Waffenstillstand wieder stetig an.
Am 10. April 2008 fanden Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung statt, bei der die Maoisten als Sieger hervorgingen. Im Mai 2008 wurde die – auch religiös verankerte – Monarchie abgeschafft. Nepal wurde zur Republik. Im Juli 2008 wurde Ram Baran Yadav (NCP) zum ersten Präsidenten der Republik gewählt. Zum neuen Regierungschef wählte die verfassungsgebende Versammlung den früheren Rebellenführer Prachanda. Der innenpolitische Friedensprozess geriet jedoch durch die Forderung der Maoisten, die etwa 23.000 Soldaten ihrer Guerilla-Armee in die regulären Streitkräfte zu integrieren, in eine schwere Krise. Nach dem gescheiterten Versuch, den Armeechef zu entlassen, trat Premierminister Dahal im Mai 2009 zurück.
Die verfassungsgebende Versammlung erhielt das Mandat eine neue endgültige Verfassung auszuarbeiten. Durch die unterschiedlichen Forderungen der verschiedenen Parteien konnten die immer wieder neu gesetzten Fristen für eine neue Verfassung nicht eingehalten werden. Es sollte zu Neuwahlen kommen, die nach langem hin und her schließlich am 19. November 2013 abgehalten wurden. Wann Nepal endlich zu einer gültigen Verfassung kommt ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Nepal wird nach wie vor mit einer Übergangsverfassung regiert. Politisch gesehen befindet sich das Land seit der Ausrufung der parlamentarischen Republik im Stillstand.
Sprache
Die offizielle Landessprache ist Nepali. Sie stammt vom altindischen Sanskrit ab, der sogenannten „Sprache der Götter“, in der alle wichtigen Hindu-Schriften verfasst wurden. Damit ist Nepali auch eng mit nordindischen Sprachen wie Hindi oder Bengali verwandt. Hindi und Nepali stehen sich etwa so nahe wie Deutsch und Holländisch.
Schrift
Beide Sprachen verwenden die gleiche Schrift: „Devanagari“. Da die Schriftzeichen aber auch in unsere lateinischen Buchstaben transformiert sind, ist Nepali auch für uns lesbar und so bei Interesse leichter erlernbar. Nepali ist weiters eine der östlichsten indogermanischen Sprachen – zu denen auch Deutsch gehört. Außer im Aufbau ist das in vielen Vokabeln erkennbar: z.B. muso = Maus, matr = Mutter, nam = Name, path = Pfad, vidhava = Witwe.
Dialekte
Neben Nepali gibt es in Nepal noch mindestens 21 andere Sprachen, die verschiedenen Sprachfamilien angehören, hauptsächlich der indo-germanischen und tibeto-burmesischen. Diese Sprachen untergliedern sich wiederum in zahlreiche Dialekte, so dass viele Nepalesen sich untereinander gar nicht verständigen könnten, gäbe es nicht das Nepali.
Treffpunkt der Religionen: Hinduismus & Buddhismus
Die Religion ist ein sehr wichtiger Bestandteil Nepals. Sie beeinflusst das tägliche Leben und ist Ursprung der traditionellen Kultur des Landes. Offiziell ist Nepal ein hinduistisches Land. Rund 80 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Hinduismus, etwa 10 Prozent zum Buddhismus und 4 Prozent zum Islam – der Rest setzt sich aus Jains, Christen, Animisten u.a. zusammen. Die genaue Zählung von Hindus und Buddhisten wird jedoch dadurch erschwert, dass sich viele Nepalesen als beides gleichzeitig verstehen – denn die beiden Religionen haben sich im Laufe der Zeit eng miteinander verwoben.
Hinduismus und Buddhismus koexistieren mit den noch lebendig gebliebenen Religionen der Bergbewohner aus uralter Zeit. Hinduistische und buddhistische Kultstätten stehen nebeneinander. Einige der Hauptheiligtümer werden gemeinsam zur Puja besucht. Die Puja (Sanskrit für „Ehrerweisung) gehört als – ein im besten Fall täglich praktiziertes – Ritual sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus zu den wichtigsten Bestandteilen des religiösen Alltags. Dabei wird in Nepal oft ein und dieselbe Götterfigur unter verschiedenen Namen von Anhängern beider Religionen verehrt.
Unabhängig von der Religionszugehörigkeit nimmt auch jeder an religiösen Festen und Umzügen teil und betet die jeweils populären Gottheiten an. Die Vermischung im Kathmandutal geht so weit, dass man den Glauben des Einzelnen oft nur daran erkennen kann, ob er einen hinduistischen oder buddhistischen Hauspriester beschäftigt. Auch die Heirat zwischen Buddhisten und Hindus der gleichen Kaste ist meist unproblematisch.
Verantwortlich für die besondere Beziehung zwischen den Religionen ist die wechselvolle politische Geschichte des Landes, die im 7. bis 8. Jahrhundert v. Chr. mit dem Volksstamm der Kiranti beginnt. Ihr Glauben umfasste eine Mischung aus hinduistischen und tantrischen Elementen. Zu ihrer Zeit kam der Buddhismus zum ersten Mal ins Land, und zwar in Gestalt von Siddharta Gautama, dem Begründer des Buddhismus und Prinzen des Königreichs von Kapilavast.
Nach seiner Erleuchtung reiste er als Prediger der „vier edlen Wahrheiten“ durch das Land. Nach seinem Tode um 480 v.Chr. verbreiteten Anhänger seine Botschaft weiter. Der Geburtsort Buddhas im südnepalesischen Lumbini ist heute ein wichtiges Pilgerziel für Buddhisten und Hindus gleichermaßen. Gegen 200 n. Chr. geriet der Buddhismus jedoch in Vergessenheit und wurde durch den Hinduismus ersetzt, der mit den Licchavis aus Nordindien einzog.
Die Einführung des Kastenwesens
Nach den Licchavis waren im 14. Jahrhundert die Könige der Malla-Dynastie die Thronfolger im Kathmandutal. Seit damals ist der Hinduismus die beherrschende Religion Nepals. Im Zuge einer starken Hinduisierung des Landes wurde in dieser Zeit auch eine Kastengesetzgebung erstellt, an die jeder gebunden war. Bis dahin galten Kastengesetze nur für die aus Indien eingewanderten Hindus. Damit wurde eine geschlossene Gesellschaft geschaffen, eine nepalesische Kultur, die sich deutlich von der der Nachbarländer abhob. Wie in Indien gibt es vier Hauptkasten: die Brahmanen (auf Nepali: „Bahun“), die Kshatriyas (auf Nepali: „Chetris“), die Vaishyas und die Sudras sowie viele Unterkasten.
Im nepalesischen Kastenwesen gibt es eine scharfe Trennlinie. Sie wird auch „Wasserlinie“ genannt. Über dieser Linie stehen die reinen Kasten, darunter die unreinen. Die reinen Kasten dürfen von den unreinen kein Wasser annehmen und keine gekochten Speisen (vor allem keinen gekochten Reis = bhat). Der Familienname verrät die Kastenzugehörigkeit – dies gilt aber nur lokal. Ein Inder kann die Kastenzugehörigkeit eines Nepalesen am Namen nicht erkennen. Auch Buddhisten sind in Nepal ins Kastensystem integriert.
Es gibt rein buddhistische oder hinduistische Kasten, aber auch solche, die religionsübergreifend sind. Die Newar besitzen ein intra-ethnisches Kastensystem. Hinduismus und Buddhismus sind in der newarischen Kastenordnung gleichwertig integriert, so dass in der Gesellschaftsordnung konfessionelle Gegensätze keine Rolle spielen.
Einen weiteren Grund für die interreligiöse Toleranz findet man in der Auseinandersetzung mit der komplexen hinduistischen Götterwelt: Es gibt nicht einen, sondern zahlreiche Götter, die wiederum in unterschiedlichen Gestalten (Avatas) auf die Welt kommen können. Die Wiedergeburt (Reinkarnation) ist ein zentrales Thema in beiden Religionen.
Einer der drei hinduistischen Hauptgötter ist Vishnu, der junge Gott des Erhaltens. Und seine bekannteste (neunte) Erscheinung ist Buddha – auch wenn dies im Buddhismus kaum eine Rolle spielt. Aber durch diese Auffassung schafften die Hindus es, fremde Einflüsse in ein bestehendes System zu integrieren. Der Buddhismus wird so als Teil des Hinduismus gesehen. Die Grenzen sind fließend.
Religion im Alltag
Die Aussage, Religion sei ein wichtiger Bestandteil des nepalesischen Lebens, ist untertrieben. Religion und Alltag sind untrennbar miteinander verbunden. Die Puja, das Gebet zu Ehren der Götter, ist Teil des Lebens. Es gibt die kleine Puja in den eigenen Wänden und die größere Puja bei den Tempeln. Früh morgens bilden sich schon lange Schlangen vor den beliebtesten Heiligtümern, bei denen meist fünf Gaben geopfert werden: Blumen, Weihrauch, Licht, Sindur (gefärbtes Pulver) und Lebensmittel, z.B. Reis. Zuerst umwandeln die Gläubigen die Wohnstätten des jeweiligen Gottes, dann überreichen sie die Gaben und empfangen den göttlichen Segen. Dazu nehmen sie etwas rote Farbe mit der Fingerkuppe vom Kultobjekt und tupfen sie sich als Punkt, als Tika, auf die Stirn.
Die großen Tempel, von den Malla-Fürsten mit vielen Stufen und drei- bis fünffachen Pagodendächern errichtet, gehen bei der täglichen Puja leer aus. Die magische Kraft der Segnung uralter Heiligkeit strahlen vielmehr die kleinen Tempelchen aus. Oft ist das Heiligtum nur ein Stein, in dem sich die Gottheit manifestiert. Denn nach nepalesischer Weltsicht sind die Götter kein allmächtiges philosophisches Neutrum der Macht. Sie leben vielmehr als wirkende Kraft mitten unter den Sterblichen. Und wie andere Wesen haben sie auch Launen, können zornig oder gnädig gestimmt sein.
Man kann mit ihnen reden und sie überreden, einem zu helfen. Dabei können kleine Geschenke – Opfergaben – natürlich nicht schaden. Es sind zunächst gar nicht so sehr die großen Götter, die damit beschäftigt sind, die Welt und die Menschen zu regieren. Es sind die kleinen göttlichen Begleiter, die dem Gläubigen in den Höhen und Tiefen seines alltäglichen Lebens zur Seite stehen. Ziemlich unwichtig ist dabei der Glaube, ob sich einer zum Hinduismus oder zum Buddhismus bekennt. Dieser alltägliche Verkehr mit den Göttern ist konfessionslos.
Ganz besonders beliebt ist der Gott Ganesha, mit dem Elefantenrüssel und dem dicken Bauch ein Freund der Süßigkeiten. Er lächelt stets wohlwollend und wird häufig in dem Glauben angerufen, Hindernisse jedweder Art beseitigen zu können. Es sind aber vor allem die acht Mütter, die Asthamatrikas, die die Menschen Nepals behüten. Sie geben ihnen liebevolle, weibliche Fürsorge, sind aber auch eng mit dem Sterben und der Wiedergeburt verbunden. Der männliche Begleiter, der schrecklich anzusehende Bhairava, übernimmt mit Waffen den Schutz gegen das Böse und gegen Dämonen. Bhairava ist der zerstörerische Teil Shivas. Der Gott des Rausches und des Wahnsinns und der Schutzgott Nepals. Die meisten Tempel sind ihm und den Matrikas gemeinsam gewidmet. Oft handelt es sich dabei auch nur um eine einfache Grube ohne Dach, eine schlichte quadratische Cella (Tempelraum) oder aber eine Pagode mit zwei oder drei Dächern.
Hinduismus
Der Hinduismus ist mit knapp einer Milliarde Anhängern die drittgrößte Religion der Welt. Sie hat keinen Gründer und keine klare geschichtliche Entstehung. Man geht aber davon aus, dass sie vor über 4000 Jahren aus verschiedenen Glaubensrichtungen und Sekten hervorgegangen ist. Die Religion ist in Jahrtausenden gewachsen. Der Begriff „Hinduismus“ wird für eine Vielzahl von religiösen Gruppierungen verwendet, die manchmal mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Wort Hindu kommt aus dem altindischen Wort für den Fluss Indus, der in Pakistan liegt, und bezeichnet sowohl den Fluss, das Land als auch die Menschen, die dort leben.
Die religiöse Literatur des Hinduismus gleicht einer Bibliothek unterschiedlicher Schriften aus unterschiedlichen Zeiten. Man unterscheidet die „Veden“ und „Upanischaden“ als Hauptschriften, sowie spätere Schriften, Auslegungen, Epen und Legenden, allesamt Schriften, die sich auf die bereits bestehende Tradition berufen. Unterschiedliche religiöse Gruppen berufen sich auch noch auf weitere Schriften.
Religiöse Grundsätze des Hinduismus
Der Hinduismus geht davon aus, dass alle Seelen eine nahezu unendliche Zahl an Wiedergeburten durchlaufen. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Der Mensch, ebenso jedes Tier, wird geboren, wächst auf, stirbt und wird wieder geboren. Der Kreislauf, samsara (Sanskrit: „Wanderung“) ist normalerweise unendlich. Ziel des menschlichen Lebens im Hinduismus ist die Überwindung, das Durchbrechen des ewigen Kreislaufs der Wiedergeburt und somit die spirituelle Befreiung (moksha). Entscheidend ist unser Karma („Handeln“).
Es bestimmt unser Schicksal, unseren Weg durch eine schier endlose Reihe von Wiedergeburten. Jede gute und schlechte Tat trägt demnach Früchte. Die gesamten Früchte dieser und der vergangenen Existenzen bestimmen die nachfolgende. Deshalb wird als selbstverständlich angenommen, dass ein armer Mensch seine Situation durch ein schlechtes vorhergehendes Leben selbst verschuldet hat.
Drei grundlegende Praktiken liegen dem Hinduismus zugrunde: puja oder Gottesdienst, die Einäscherung der Toten sowie die Regeln und Vorschriften des Kastensystems. Der Hinduismus ist keine missionarische Religion, da man nicht zu ihr übertreten kann: Als Hindu kann man nur geboren werden.
Hindu-Götter
Der Hinduismus hat ein riesiges Pantheon an Göttern. Geschätzte 300.000 soll es geben. Diesen begegnen Sie in Nepal am häufigsten:
Brahma: Der Schöpfer der Welt und kreative Geist. Ursprünglich hatte er fünf Köpfe, doch Shivas drittes Auge verbrannte einen. Obwohl Brahma gemeinsam mit Vishnu und Shiva die hinduistische Dreifaltigkeit darstellt, gibt es nur wenige Brahma-Tempel. Dieser Gott ist vielen zu abstrakt.
Saraswati: Sie ist die Gemahlin Brahmas und wird als Göttin des Lernens bzw. der Ausbildung verehrt.
Vishnu oder Narayan: Der Erhalter des Lebens und des Universums, ist häufig lächelnd mit einer Lotusblüte dargestellt und strahlt Gnade und Güte aus. Die meisten Tempel sind diesem Gottkönig gewidmet. Er wird meist mit einem Adler dargestellt. Oft sieht man vor seinem Tempel einen knieenden und betenden Garuda (halb Mensch, halb Tier).
Lakshmi: Sie ist die Gemahlin Vishnus und die Göttin des Reichtums.
Shiva: Er ist der furchtbarste Hindugott. Er zerstört alles – das Gute wie das Böse –, damit Neues entstehen kann. Er lebt auf dem heiligen Berg Kailash und ist der große Asket und die erotische Kraft des Universums. In den Tempeln wird er oft als Nataraj, als kosmischer Tänzer, oder als Lingum (Phallussymbol) dargestellt. Der flammende Blick seines dritten Auges erkennt die Wahrheit. Sein Reittier ist der Stier. Seine furchterregende Form heißt Bhairava.
Parvati: Sie ist die Gemahlin Shivas und die Göttin der Macht. Die Gläubigen nennen sie auch Kali.
Ganesha: Er ist der elefantenköpfige Sohn von Shiva und Parvati. Er wird als Gott des Glücks angebetet und soll Hindernisse beseitigen. Er wird auch als Gott des Anfangs verehrt. Im Süden heißt der Schutzpatron der Künste und Wissenschaften auch Ganpati. Er reitet meist auf einer Ratte.
Rama: Der König von Ayodhya und die siebte Inkarnation von Vishnu ist der Held des Epos Ramayana. Er besiegt den bösen Dämon Ravana, der seine tugendhafte Frau Sita geraubt hat. Später allerdings verbannt er Sita in den Wald. Seine Untertanen hatten ihre Unschuld angezweifelt.
Krishna: Die achte Inkarnation von Vishnu stiehlt als Kind die Butter aus den Töpfen und verführt als flötenspielender Hirte mit Mandelaugen und blauer Haut die Gopinis, die Schäfermädchen. Er spielt eine Hauptrolle in dem zweiten großen Epos Indiens, der „Mahabharata“. Dort hilft er der Dynastie der Pandavas als Wagenlenker im Kampf gegen die heimtückischen Kauravas.
Buddhismus
Genau genommen ist der Buddhismus keine Religion, da er nicht – wie andere Religionen – auf einen Gott ausgerichtet ist. Vielmehr ist er eine philosophische Lehre und ein Kodex für Moral, der die Auflösung des Egos zum Ziel hat. Entstanden ist der Buddhismus um 500 v. Chr., als Prinz Siddharta Gautama (Buddha) in der Erkenntnis der „Vier edlen Wahrheiten“ unter dem Baum der Erleuchtung das erlösende Wissen erlangte, das aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreit – und zwar:
- Die edle Wahrheit vom Leiden,
- Die edle Wahrheit vom Ursprung des Leidens,
- Die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens,
- Die edle Wahrheit von dem Weg zur Aufhebung des Leidens – durch den edlen achtfachen Pfad (rechte Erkenntnis, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechte Lebensführung, rechtes Streben, rechte Achtsamkeit und rechte Versenkung bzw. Meditation)
Die Wahrheiten sind das Herzstück der Lehre Buddhas und sie blieben das Herzstück des Buddhismus auch in anderen Ländern, in die der Buddhismus dringen konnte. Der Buddhismus entwickelte sich weiter bis zum Mahayana-Buddhismus („Großes Fahrzeug“), der in Nepal am weitesten verbreitet ist. Die Mahayana-Buddhisten erwarten ebenso wie die Hindus die Inkarnation Vishnus, den Buddha der Zukunft, den Maitreyabuddha. Diese Richtung des Buddhismus stellt sich eine Art Ur-Buddha vor, aus dem fünf Dhyani Buddhas entstammen.
Sie werden als fünf Elemente dargestellt, die auch als Hauptformen der Energie betrachtet werden: Luft (grün), Wasser (blau), Erde (gelb), Feuer (rot), Äther (weiß). Zu jedem dieser fünf Buddhas gehört eine Familie. Sie besteht aus dem Buddha selbst, der Buddhashakti (weibliche Form des Buddhas) und den Bodhisattvas (Söhne von Buddha). Sie werden durch eine Miniaturfigur ihres Buddhas im Kopfschmuck erkannt. Ein Bodhisattva ist ein Erleuchteter, der nach der Verwirklichung der Tugenden die Erleuchtung erlangt. Durch sein großes Mitleid mit den Menschen verzichtet er darauf, ins vollkommene Nirwana überzugehen. Er existiert so lange im Kreislauf, bis alle Lebewesen ihre Erlösung gefunden haben. Im Gegensatz zum Hinayana-Budhhismus geht es nicht um die Erlösung Einzelner, sondern vieler.
Die unterschiedlichen Traditionen und Schulen, die sich im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss verschiedener Kulturen herausgebildet haben, ergänzen und respektieren sich gegenseitig. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Buddhismus auch im Westen Anhänger gefunden. Weil er Antworten auf ein breites Spektrum von Fragen bereithält. Er erklärt, wie der Geist transformiert werden kann, wie der Lebensstil und die Einstellung des Menschen zu seinen Problemen, zu anderen Menschen, zur Natur, zu sich selbst und auch zum Leid sich wandeln kann, so dass selbst unter schwierigen Umständen der Geist ruhig bleibt und nicht außer Kontrolle gerät.
Tibetischer Buddhismus
Die Tibeter prägten mit ihrem Lamaismus den Buddhismus in Nepal. In den Regionen Khumbu, Helambu, Mustang oder Dolpo trifft man auf einen stark tibetisch geprägten Buddhismus. Er findet in Manimauern, Klöstern, Chörten und Gebetsfahnen seinen Ausdruck. Spirituelles Oberhaupt ist der Dalai Lama, der seit seiner Flucht aus Tibet im indischen Exil lebt. Er leitet auch eine der vier Schulen des tibetischen Buddhismus (Gelugpa-Schule), die ab dem 11. Jahrhundert entstanden sind und den tibetischen Buddhismus entscheidend geprägt haben.
Folgende Schulen gibt es: Nyingmapa, Kagyüpa, Sakya und Gelugpa. Die ersten drei Schulen nennt man auch die „alten Schulen“, die Gelugpa-Schule hingegen wird als „reformierte Schule“ bezeichnet. Während die „alten Schulen“ durch Indien oder in Indien ausgebildete Tibeter gegründet wurden, ist die erst im 14. Jahrhundert gegründete Gelugpa-Schule rein tibetischen Ursprungs. Die „alten Schulen“ werden allgemein auch als Rotmützen-Schulen bezeichnet, während die mächtige, reformierte Gelugpa-Schule aufgrund ihrer gelben Kopfbedeckung als Gelbmützen-Schule in die Geschichte eingegangen ist.